Erinnerungen an das traumatische Erlebnis und die damit verbundenen Gefühle sind für die betroffenen Kinder und Jugendlichen sehr belastend.
Um nicht mehr damit konfrontiert zu werden, versuchen sie ganz bewusst, Situationen, Orte, Menschen, Aktivitäten, Gespräche und/oder Gedanken zu vermeiden, die unerwünschte Erinnerungen an das Erlebte wachrufen könnten. Durch das ständige Vermeiden und Verdrängen verhindert man die Auseinandersetzung mit den schlimmen Erlebnissen – dadurch können traumatisierende Erfahrungen nicht bearbeitet und bewältigt werden. Die stete Kontrolle, alles Ängstigende zu vermeiden, kostet Kraft und Energie, die dann nicht für andere Lebensbereiche zur Verfügung steht.
Das Erleben von Entmenschlichung, von Entwürdigung oder beliebiger Gewalt kann das Selbstwertgefühl zerstören. Wer zum Objekt geworden ist, beginnt an sich und an den Mitmenschen zu zweifeln. Sie fühlen sich fremd. Eine Folge kann sein, dass sich Betroffenen zurückziehen, sich abkapseln, teilnahmslos werden. Oft beinhaltet die Vermeidung also den Rückzug der Kinder und Jugendlichen aus ihrem Alltag, von den Spielkameraden und Freunden, sogar aus der Familie.
Neben der bewussten Vermeidung von traumabezogenen Situationen gibt es auch unbewusste Vermeidungsstrategien. Gedächtnisstörungen und Vergesslichkeit sind bei Kindern und Jugendlichen, die an einer PTBS leiden, deshalb eher die Regel als die Ausnahme. Das Gehirn kann aber nicht nur Erinnerungen, sondern auch belastende Gefühle bisweilen ausblenden. Deswegen nehmen sich Betroffene selbst häufig als betäubt, fremd und wie durch einen Nebel wahr.
Die Vermeidungssymptomatik kann sich bei Kindern und Jugendlichen schliesslich auch in nicht altersgerechtem Verhalten manifestieren bzw. im Verlust schon erworbener Fähigkeiten (Regression), in dysreguliertem Essverhalten, nicht angepasster Kleidung (zu warm/zu kalt), in andauernden negativen Erwartungen und Vorstellungen über sich, andere Menschen und die Welt oder in Sinnkrisen und Schulverweigerung.
Alle diese veränderten Empfindungen machen Angst. Manchmal versuchen Betroffene deshalb, diesen Zustand zu beenden, indem sie sich selbst entweder Schmerzen zufügen oder (im Falle der Jugendlichen) mit Suchtmitteln zu heilen versuchen. Auch Suizidgedanken und depressive Störungen können in eine Folge davon sein. So war laut Studien rund ein Drittel der traumatisierten jugendlichen Geflüchtete schon einmal suizidal.